Land | Deutschland |
Beschäftigungsart | Komponist, Dirigent, Musikwissenschaftler, Lehrer |
Rubriken | Zeitgenössische Musik |
Friedrich Leinert, am 10. Mai 1908 in Oppeln (Oberschlesien) geboren, war ein leidenschaftlicher Musiker und Lehrer.
Seine musikalische Ausbildung erhielt er in Dresden (Dirigieren bei Fritz Busch). Danach absolvierte er ein Universitätsstudium in Marburg/Lahn
in den Fächern Musikwissenschaft, Romanistik und Geschichte. Er promovierte zum Dr. phil. mit einer musikwissenschaftlichen Arbeit über Johann Evangelist Brandl als Lieder- und Kammermusik - Komponist. 1931 ging Friedrich Leinert für ein Jahr nach Berlin als Privatschüler zu Arnold Schönberg.
Bis 1944 arbeitete er als Komponist und Kapellmeister an verschiedenen Theatern, u. a. in Gotha, Weimar, Eisenach. Nach dem Krieg gründete Leinert zusammen mit Lothar Brixius, Ina Köhler und Walter Leinweber die "Marburger Schauspielgemeinschaft"
(erste Premiere: 2. September 1945 im Philippshaus der Universität). Aus dieser "Spielgemeinschaft" konstituierte sich später das heutige "Hessische Landestheater Marburg".
Hauptberuflich war Friedrich Leinert Kirchenmusikdirektor an St. Marien in Marburg/Lahn und gründete ein Sinfonieorchester, das viel beachtete Konzerte im Raum Hessen gab. Ab 1954 leitete er die Musikabteilung des Amerika-Hauses in Hannover.
Von 1957 an war er als Dozent und Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover für Musiktheorie, Generalbass, Partiturspiel, Opern-Dramaturgie und Ballett-Geschichte tätig. Außerdem hatte er eine Gast-Dozentur
an der Folkwang - Hochschule in Essen.
Er war Mitherausgeber einer Auswahl von Werken Louis Spohrs im Bärenreiter Verlag, Kassel. Er komponierte mehrere Opern und Kammeropern, neun Sinfonien und zahlreiche Kammermusikwerke, Lieder und Orgelwerke.
Zu den Interpreten seiner Werke gehörten das Tatrai-Quartett, Budapest, das Saxophonquartett Marcel Mule, Paris und Solisten des Sinfonieorchesters des Norddeutschen Rundfunks Hamburg und Hannover. Diese Sender haben nahezu alle seine Sinfonien produziert, auch die 3. Sinfonie „In memoriam" am 31. Mai 1965 (Ursendung), die Paul Hindemith gewidmet ist.
Friedrich Leinert war einer der ersten Musiker, die sich mit der musikalischen Entwicklung des Jazz und der amerikanischen Musik auseinandersetzten – sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. In vielen Städten Deutschlands hielt er Vorträge über die Geschichte und Entwicklung des Jazz.
Sein kompositorisches Schaffen ist u. a. geprägt von der Klangsensibilität der französischen Musik (Debussy, Fauré, Ravel) und rhythmischen Elementen des Jazz. Freundschaftliche Verbindungen hatte er zu Komponisten wie Ernst Krenek, Karl-Amadeus Hartmann, Werner Egk und Leonard Bernstein.Als Dirigent hat er sich nach dem Kriege vor allem für das Bekanntwerden der amerikanischen Musik in Deutschland eingesetzt: für Roy Harris (3. Sinfonie) und den Romantiker Edward McDowell (Klavierkonzert Nr. 2), für Charles Ives und Aaron Copland.
Diese amerikanischen Komponisten blieben nicht ohne Einfluss auf sein kompositorisches Schaffen.
Der bekannte Regisseur und Theatermann Erwin Piscator holte Friedrich Leinert als Bühnen -Komponisten für drei seiner Inszenierungen am Marburger Schauspiel : zu Büchners „Dantons Tod", Kleists „Prinz Friedrich von Homburg" und Schillers „Die Räuber".
Zusammen mit Klaus Bernbacher und Klaus Hashagen hat er in den 60er Jahren viel für die Neue Musik in Deutschland getan (Gründung des Studios für Neue Musik in Hannover).
Als Lehrer war Friedrich Leinert aufgrund seines umfangreichen Wissens
überaus geschätzt bei seinen Studenten und Kollegen.
Er ist 1.Preisträger des Kompositionswettbewerbs „Friedrich Kuhlau".
Konstruktivismus in der Musik war seine Sache nicht - "die Form muss sich immer der Inspiration unterordnen", war seine kompositorische Maxime.
Friedrich Leinert starb im 67. Lebensjahr am 6. Mai1975 in Emmendingen bei Freiburg.